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Fussballtour 2013

In der Vorbereitung auf die diesjährige Tour gab es viele Ansätze, noch gibt es ja einige in BLAU-GELB spielende Vereine, Vereine die in irgendeiner besonderen Beziehung zu meinem Heimatverein stehen und sogar noch welche die sich ebenfalls Lokomotive nennen. Das Problem ist, man kann nicht so weit im Voraus planen, da die Spielpläne sich erst im Laufe der Zeit konkretisieren. Noch schwerer wird es dann, wenn man mehrere Spiele rund um ein Wochenende zu kombinieren versucht. Letztendlich kamen zwei Touren in die engere Auswahl und eigentlich schaute es nach einer Schweden/Deutschland Tour aus, aber dann ergab sich noch etwas fast nicht mehr geglaubtes und deshalb geht es nun in den Süden. Da die Reise dieses Jahr etwas später als sonst ist, auch unter diesem Aspekt eine gute Wahl.

Wie gesagt, es gibt noch einige Mannschaften, die sich Lokomotive nennen, gleich zwei davon spielen hier in der ersten Liga, des ausgewählten Landes. Wenn man aber mit einer Tour beide Mannschaften besuchen will, dann benötigt man ein Wochenende in einem relativ engbegrenzten Zeitfenster, an dem beide Mannschaften zu Hause spielen und natürlich nicht zur gleichen Zeit. Fast unmöglich und so schien es bei der Vorbereitung auch keinen solchen Termin zu geben. Allerdings waren die Spielpläne noch nicht finalisiert. Weshalb ich auch hier immer mal wieder nachgeschaut habe und man soll es nicht glauben, aber es sollte doch noch passen. Am 18.10.13 und am 20.10.13 spielen beide Mannschaften zu Hause und somit auch nicht an einem Tag. Da die beiden Städte auch nur rund 2 Fahrstunden von einander entfernt sind, also auch kein Problem, sich in der Hauptstadt (denn eine der Mannschaften spielt dort) einzuquartieren und von dort einen Abstecher in die Nachbarstadt zu machen.

Nun aber genug geschrieben, hier folgt nun die Auflösung.

In der Zeit vom 17.10. bis 21.10.2013 geht es nach Bulgarien, die beiden Vereine, die sich Lokomotive nennen sind ...


PFK Lokomotive Sofia

Meister: 1940, 1945, 1964, 1978
Pokalsieger: 1948, 1953, 1982, 1995


In der aktuellen Meisterschaft (11 Spieltage) Platz 9

PFK Lokomotive Plovdiv

Meister: 2004
Pokalsieger: 1983
Superpokal: 2004

In der aktuellen Meisterschaft (11 Spieltage) Platz 5

*** Tourplan ***
17.10.2013 Leipzig per Bahn nach Berlin Tegel und Direktflug mit Air Berlin nach Sofia - Unterkunft Hotel "Lion"
18.10.2013 Lokomotive Sofia : Botev Plovdiv  1.Liga 13. Spieltag im Lokomotive Stadion
19.10.2013 zur freien Verfügung - mit Mietwagen die Gegend um Sofia erkunden
20.10.2013 Lokomotive Plovdiv : Slavia Sofia  1.Liga 13. Spieltag im Lokomotive Stadion
21.10.2013 Direktflug mit Air Berlin nach Berlin und mit der Bahn wieder nach Hause (mit Umstieg in Bitterfeld *brrrr*)      


Also dann mal schauen, was diese Fahrt für uns so bereit hält. Ja uns, zum ersten Mal werde ich also nicht alleine auf Tour gehen, sondern einer aus unserer Fangruppe wird mit dabei sein. Das müsste eigentlich den Spaß mindestens verdoppeln. Und hinterher gibt es natürlich wieder einen ausführlichen Bericht.

ICH FREU MICH :-)

TOURBERICHT

Die Urlaubsvorbereitungen laufen und natürlich wird noch einmal ein Kontrollblick auf die Highlights der Tour, die beiden Spiele der Lok aus Sofia und Plovdiv, geworfen, ob denn die bekannten Termine auch ihre Gültigkeit behalten. Bevor es dann los geht und vielleicht es vor Ort keine Möglichkeit mehr gibt, diese zu verifizieren bzw. Alternativen auszuloten. Ja und dann gab es also den GAU, zwei Tage vor der Abreise war plötzlich das Freitagspiel von Lok Sofia ebenfalls für Sonntag angesetzt, der Termin, an dem schon Lok Plovdiv spielen sollte.
Da es nun aber kein zurück mehr gab, war eine Alternative gefragt, diese wurde dann darin gefunden, den nun freien Freitag für die Stadtbesichtigung Sofia zu nutzen und am Samstag das Spiel ZSKA : Levski Sofia zu besuchen sowie am Sonntag, wie geplant, nach Plovdiv zu fahren. Wie sich herausstellen sollte, wurde dies mehr als eine Notlösung, aber alles schön der Reihe nach.


DONNERSTAG - 17. Oktober 2013

Heute hieß es für mich zeitig aufstehen, 5:30 Uhr so gar nicht meine Zeit, weshalb ich alles "bimmeln" ließ, was sich irgendwie dazu eignete (Handy, Tablet, Radiowecker). So war es also auch keine Überraschung, dass ich pünktlich 6:51 Uhr am Miltitzer Bahnhof stand und es mit der Regiobahn zum Leipziger Hauptbahnhof ging. Da gibt man also einmal im Jahr der DB die Möglichkeit, sich zu präsentieren, aber am Ende steht fest, Auto fahren ist geil. Ein völlig überfüllter Zug, weil man wenige Tage vorher von Doppelstock auf einfache Wagons umgestellt hat, nur leider vergas die Kapazität entsprechend mit mehr Wagons auszugleichen. An einen Sitzplatz war also nicht zu denken, wie Sardinen stand man sich die Füße platt und wenn nicht von Zeit zu Zeit durch einen Halt etwas Frischluft eingeströmt wäre, ...    aber gut, lassen wir es gut sein. Trotzdem bin ich natürlich am Leipziger Hauptbahnhof angekommen, dort war dann auch der Treffpunkt mit meinem Reisebegleiter geplant und nachdem ich die Anzeige, das unser ICE "etwas verspätet" abfahrt dahingehend fehlinterpretiert hatte, dass dann später als die ausgeschriebene Abfahrtszeit ist, haben wir unseren Zug gerade noch geschafft, als er pünktlich abfahren wollte. Pech im Glück, unsere Platzkarten waren für einen Wagon ziemlich am Anfang des Zuges, wir mussten aber auf Grund der Zeit ganz hinten einsteigen. Ein tolles Erlebnis, im fahrenden Zug durch die Wagons zu pilgern und erst die Begeisterungsstürme, als wir unsere, natürlich besetzten, Plätze in Anspruch nehmen wollten.

Zu mindestens pünktlich kurz vor 9:00 Uhr sind wir dann auf dem Berliner Hauptbahnhof angekommen und konnten nun die Weiterfahrt zum Flughafen Tegel mit dem Taxi antreten. Da bis zum Abflug, 13:05 Uhr, noch genügend Zeit bestand, konnte dies mit einem Bummel auf der Flughafeneinkaufs"meile", Kaffee, Zigaretten und Sozialstudie überbrückt werden. Immer wieder "beeindruckend", was sich an solchen Verkehrsknotenpunkten für Menschen tummeln. Also dann, auf nach Bulgarien.


Der recht übersichtliche Flughafen von Sofia empfing uns gegen 16:00 Uhr Ortszeit noch in wolkenverhangenem Zustand, das sollte sich aber schon Tags darauf positiv verändern und die gesamte Zeit anhalten. Wunderschöne Sonnentage Mitte Oktober mit Temperaturen bis zu 20°C. Nach meinen Erlebnissen in Moskau muss ich sagen, die Kontrollen beim Check In waren geradezu human und es dauerte auch keine 15 Minuten, bis wir unser Gepäck in Empfang genommen hatten und uns den nächsten Schritten widmen konnten. Einer bestand darin, das ich schon in Deutschland über TUI Cars bei Europcar ein Mietfahrzeug geordert und bezahlt hatte. Was mir niemand mitgeteilt hat, das ich vor Ort noch einmal als Bürgschaft die Kreditkartedaten oder 600€ hinterlegen muss. Die ewig lächelnde und gelangweilte Dame hinter dem Tresen war zu keiner weiteren Kommunikation bereit und so mussten wir, erst einmal enttäuscht, kapitulieren. Im Nachhinein aber hat sich das durchaus als Vorteil herausgestellt, bleibt nur noch die Frage, ob ich irgendetwas von meinem schon gezahlten Geld wieder sehen werden.

Zur Sicherheit hatte ich schon in Deutschland etwas Geld getauscht zu einem schlechteren Kurs, wie dies in Bulgarien möglich ist. Dort steht eigentlich an jeder Ecke eine Wechselstube (zu mindestens in Sofia) und über den Daumen kann man alles durch 2 rechnen und hat den Preis in Euro. So stand aber unserer ersten Taxifahrt nichts im Wege und da ich nicht bei allen weiteren Fahrten darauf eingehen will, soll hier kurz dieses Thema abgehandelt werden. Alle Taxen haben ein Taxameter, es stehen auch auf einem großen Aufkleber am Armaturenbrett die Preise pro Takt, trotzdem bekommen es die Fahrer hin, ihre eigenen Preise zu machen. Ich bin nicht mehr ganz sicher, was die erste Fahrt vom Flughafen zum Hotel gekostet hat, es waren aber auf jeden Fall unter 20 Lewa. Bei unserer letzten Fahrt, genau die selbe Strecke, nur in die andere Richtung, waren es 34 Lewa. Eine ganz schöne Inflation innerhalb weniger Tage. Aber ich will nicht alle über einen Kamm scheren, wir hatten auch eine Fahrt vom Lokomotiv Stadion zum Levski Station, was etwa reichlich die Hälfte der Strecke bis zum Flughafen gewesen sein dürfte, für nur 7 Lewa.

Aber wer lässt sich dadurch im Urlaub schon die Laune verderben, also rein ins Taxi und durch die Stadt ab zum Hotel Lion an der Lions Bridge. Erste Enttäuschungserscheinungen bei meinem Mitreisenden bezüglich Zustand der Stadt und deren gesamtes Erscheinungsbild. Ich glaube, nachdem wir dann sein Hotelzimmer unterm Dach, das muffig roch, weil nass und schlecht gelüftet, am nächsten Tag tauschen konnten und er der Realität ins Auge gesehen hat, das Sofia noch diverse Zeit nicht mit Hauptstädten in Westeuropa vergleichbar ist, konnte auch er über so manche Unzulänglichkeit hinweg sehen. Ich will also auch für meinen Teil im Bericht nicht permanent auf dieses Thema zurück kommen, aber natürlich, nur für mich nicht überraschend, sind auch im Vergleich zu Moskau, die Sauberkeit und der bauliche Zustand mancher Gebäude noch weit vom Aushängeschild einer Hauptstadt entfernt. Das es hier auch schon große Unterschiede im Lebensstandard gibt, dürfte nicht überraschen, vom älteren Fahrer im dicken SUV mit jugendlicher Begleitung bis zur Müllcontainer durchsuchenden alten Frau ist es nur ein  Katzensprung und kann in einem Foto erfasst werden. Aber damit dann auch genug zu diesem Thema.

Unser Hotel, im Lift noch mit Glanz und Eleganz beworben, hatte dann eher den "Charme" des Vergangenen.

Von der dunklen Ausstattung abgesehen, die einem auch in Deutschland begegnen kann, wurde hier dann doch schon einiges nicht dem Maßstab eines internationalen Hotels gerecht. Aber es war ja auch als Schlafstätte zwischen den Unternehmungen geplant und dafür völlig ausreichend. Und nun mal etwas sehr Positives. Man kann sich in Sofia irgendwo niederlassen, einem Platz, einem Restaurant, im Hotel oder an einem Stadion und man findet in 80% der Fälle ein offenes WLAN. So ist man mit der Heimat verbunden, weiß was in der Welt passiert und kann via GPS und Internet immer seinen Standort ermitteln, die Verbindung zum Ziel oder Wissenswertes finden. Einfach toll, so dass wir auch fast von Fehlfahrten verschont geblieben sind, außer in der Metro, aber das lag wohl eher an den beteiligten Personen und stellt auch kein finanzielles Problem dar, denn solang man sich in der Metro befindet, kann man so lange fahren bis man schwarz wird, hin und her, mit allen Linien (mmt. gibt es aber nur die Linie Rot und Blau) und das alles für nur einen Lewa.

Nachdem wir die Sachen verstaut, uns frisch und das Hotelzimmer inspiziert hatten, ging es hinaus zu einer ersten kurzen Stadtbesichtigung. Das Hotel liegt unweit des Stadtzentrums und so waren es zwar ein paar Meter, aber letztendlich konnten wir eine gute Lokation für ein Abendeseen finden. Gegenüber der St. Nedelka Kathedrale bei "Happy Bar & Grill" gab es eine große Auswahl an Essen und Trinken.  Wir mussten sogar einige Zeit warten, bis etwas frei wurde. Und auch wenn ich die genauen Preise nicht mehr parat habe, es war für unsere Verhältnisse sehr preiswert.
Unseren ersten Abend haben wir dann mit einem Besuch im Supermarkt "Billa", direkt gegenüber unserem Hotel, und der Vernichtung der gekauften alkoholischen Getränke ausklingen lassen.


FREITAG - 18. Oktober 2013

Nach der Nacht und der Auswahl des "Classics" Frühstücks (Wurst, Käse, Marmelade, Honig, Tomate, Gurke und Toast) stürzten wir uns ins Getümmel der Großstadt. Naja, nicht gleich, erst einmal ging es nach außerhalb, denn das erste Ziel war der Besuch des Lokomotiv Stadions von Lok Sofia. Wenn wir schon wegen der Spielverschiebung kein Spiel besuchen konnten, so wollten wir doch wenigstens dem Stadion einen Besuch abstatten. Auch wenn Lok Sofia in der ersten Fußballliga spielt, so darf man nicht vergessen, das es mit dem ZSKA, Levski und Slavia noch drei weitere Hauptstadtvereine gibt, die scheinbar einen größeren Zuspruch erfahren. Man kann also nun enttäuscht vom baulichen Zustand des Stadions sein oder aber zur Kenntnis nehmen, dass sich auch hier die Verantwortlichen bemühen, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen. Als wir dann endlich den Fußballbereich des Stadionumfeldes gefunden hatten (hier werden noch weitere Sportarten betrieben) konnten wir uns bis zum Stadioninneren vorarbeiten und so diverse Hopperfotos inklusive Fahne schießen.

Anschließend konnten wir einer Trainingseinheit der Lok beiwohnen, bei der uns der Pressesprecher (lt. seiner Aussage) ansprach, wohl zuerst, weil er meine Kamera sah und Fotos vom Training nicht erlaubt seien, dann aber noch mit uns ins Gespräch (geholpertes Englisch von beiden Seiten) kam. Außerdem trafen wir einen Trainer, der in der Vergangenheit bei Union Berlin gespielt hat und somit stand uns auch noch jemand mit einigermaßen gutem Deutsch als Gesprächspartner zur Verfügung. Alles in Allem sehr zufrieden stellend, nur leider gab es keinen Fanshop, weshalb der Erwerb von Beweismitteln der Anwesenheit nicht möglich war. Nachdem wir uns noch mit einigen Aufklebern verewigt hatten, machten wir uns wieder auf die Socken, allerdings nur bis zur nächsten Tanke mit Sitzgelegenheit, wo man gemütlich bei bestem Sonnenschein Kaffee trinken konnte. Wobei Kaffee hier immer Espresso meint, die Kaffeemenge stimmt, nur der Wasseranteil müsste mal überarbeitet werden, damit er einem Kaffeesachsen gerecht wird. Milch gibt es prinzipiell, allerdings nur wenn man dies auch explizit erbittet, dafür aber immer mindestens die dreifache Menge des benötigten Zuckers.


Dann ging es wieder weiter und nach einiger Zeit konnte auch ein Taxi gefunden werden, dass uns dann zum Nationalstadion oder auch Levski Stadion, das so ziemlich in der Stadtmitte liegt, gefahren hat. Da ich davon ausging, dass das Heimspiel des ZSKA auch in dessen Stadion stattfindet, was im übrigen in Sichtweite gleich hinter dem Levski Stadion liegt, wollte ich dem Stadion wenigstens einen kurzen Besuch abstatten und mal schauen, ob man irgendwie ins Innere gelangt.
Frontseite Levski Stadion
Leider war uns das nicht vergönnt, weil hier ein munteres Treiben herrschte und alles nach der Vorbereitung für ein Spiel ausschaute. Das lies die Hoffnung aufkeimen, dass das morgige ZSKA Spiel doch im großen Stadion ausgetragen wird, für den Moment aber konnten wir nur von Außen schauen. Von dort aus ging es dann in Richtung Innenstadt, zum NDK (National Palace of Culture / Национален дворец на културата ) mit seinem Park und einem weit sichtbaren, aber verfallenen Monument und dann zum Vitosha Boulevard, der Einkaufsmeile in Sofia. Dort haben wir den Besuch mit einem frühen Abendessen abgerundet (war gar nicht als solches geplant, aber der Sättigungszustand für diesen Tag, war danach erreicht) und sind dann zufrieden wieder zum Hotel marschiert, wo auch dieser Tag mit etwas Alkohol begossen und damit beendet wurde, am nächsten Tag sollte es ja zum ersten Spiel gehen und, wie schön erwähnt, sollte dies mehr als eine Notlösung werden.


SAMSTAG - 19. Oktober 2013
Da bis zum Spiel 16:00 Uhr noch viel Zeit war, konnte dieser Tag etwas später angegangen werden. Nach einem "Classics" Frühstück konnte der Vormittag nach eigenen Gutdünken begangen werden. Während mein Reisebegleiter einen Marktbummel unternahm, habe ich die Zeit genutzt um mich dank WLAN auf den aktuellen Stand zu bringen und schon einmal bezüglich der Fahrt nach Plovdiv zu recherchieren. Irgendwann war es dann kurz vor 12 Uhr und damit fiel der Startschuss für die Fahrt zum Stadion.
 
Mit der Metro ging es von der Station "Lions Bridge" nach Serdika (rote Linie) und dann zwei Stationen mit der blauen Linie zur Station "Vasil Levski". Dort angekommen sah man schon reichlich drei Stunden vorm Spiel ordentlich Menschen und natürlich auch Polizei. Und was auch gleich noch auffiel, waren geöffnete Kassenhäuschen und so konnte dieser notwendige Part gleich erledigt werden. Für 15 Lewa einen Platz auf der Tribüne, reichlich preiswert. Außerdem konnte man nun auf der Karte auch definitiv lesen, wo dieses Spiel stattfindet und die Hoffnung wurde zur Bestätigung, wir werden das Innere des größten bulgarischen Stadions zu Gesicht bekommen.


Mit dieser Gewissheit ging es aber erst einmal noch ein paar Straßenzüge weiter weg, denn wir wollten noch zu Mittag essen und den Spieltag mit einem Bierchen einläuten. Auch heute wieder herrliches Wetter und so stand dem gefundenen Freisitz nichts im Wege.

Von Zeit zu Zeit lugten auch schon mal ein paar Fans um die Ecke (wir waren auf der Seite der Levski Fans) und so konnten wir dann, gut gestärkt wieder zum Stadion zurück. Hier aber hieß es erst einmal warten, bis dann etwa 1,5 Stunden vor dem Anpfiff auch der Einlass begann. Die erste Kontrolle entsprach in etwa dem eines hiesigen Sicherheitsspieles in Liga 4. Nachdem man in meiner Tasche die Kamera entdeckte kam nur die Frage "Presse", was ich mit einem "Tourist" beantwortete. Trotzdem kann ich froh über die laxe Kontrolle sein, denn ich hatte Erstens vergessen, dass ich zwei Dosen Rox eingesteckt hatte, die eigentlich vorher getrunken werden sollten (in Magdeburg musste ich in einem ähnlichen Fall der Dose lebe wohl sagen) und Zweitens vergessen mein "schweizer" Messer aus der Tasche zu nehmen. Upps.
Aber gut, die Rox wurden dann erfolgreich im Stadion vernichtet und auch das Messer ist noch in meinem Besitz.
Gleich nach dem Einlass dann endlich auch die Möglichkeit sich ein Beweisstück für seine Anwesenheit in Form eines Schals zuzulegen. Der genaue Preis ist mir schon wieder entfallen, lag aber unter 20 Lewa. Und noch viel besser, war die Farbgebung, denn obwohl Levski blau-weiß spielt, war dieser komplett (außer dem Logo) in blau-gelb gehalten. Was will man mehr.

Bei der zweiten Kontrolle, direkt am Stadion, wurde dann nur die Eintrittskarte kontrolliert. Etwas erstaunt war ich, dass man zusätzlich seinen Ausweis zeigen musste und diese Aktion war nicht auf Ausländer beschränkt.

Da waren wir also im fast leeren Stadion und konnten uns so ein ungestörtes Bild davon machen. Der Zustand war nicht top, aber nach den Erfahrungen des Lokomotiv Stadions um vieles besser. Was auffiel war das Fehlen einer Anzeigetafel. Die scheinbar historische war einfach nur abgedeckt und eine zweite Anzeige gegenüber in einem Format, wie man es heute verwendet, war mit einem Werbeplakat versehen.

Da dies ja ein Heimspiel des ZSKA war, musste Levski im eigenen Stadion die Gastrolle übernehmen. So waren von der Haupttribüne (abgesehen von den VIP Plätzen) etwa 3/4 für ZSKA reserviert. Deren Bereich zog sich dann weiter über die linke Kurze bis zur Mitte der Gegengeraden. Levski hatte den restlichen Teil der Haupttribüne, die rechte Kurve und einen kleineren Teil der Gegengeraden. Im Verhältnis der dann kommenden Zuschauer würde ich schätzen, 60%:40% für ZSKA. Rechts also der blau-weiße und links der rot-weiße Fanblock. Zum Stadtderby würde ich schätzen, waren um die 20 000 Zuschauer anwesend (habe leider keine offizielle Zahl gefunden)
Auch bei der Choreo hatte der ZSKA die Nase um längen vorn. Zwei riesige Spruchbänder unterhalb und über der Kurve über die gesamte Länge, die Kurve selbst erst alles in schwarz, dann an den Rändern ein rotes Fahnenmeer und in der Mitte wurde eine Blockfahne mit einem Greifvogel aufgezogen.

Bei Levski reichte es nur zu einem etwas größeren Schriftzug.

Auf beiden Seiten wurden dazu, und das auch während des Spieles gern mal, ordentlich Rauchtöpfe und Bengalos gezündet. Die Schiedsrichter hat das aber nicht interessiert. Zum Support muss man beiden Fangruppen größten Respekt zollen, es gab während der 90 Minuten nur ganz kurze Verschnaufpausen. Dazu kam es später zu minutenlangem Wechselgesang zwischen den Fangruppen, dabei kann es sich wohl nur um ein gemeinsames Feindbild in Form der anwesenden Uniformierten gehandelt haben. Eine bemerkenswerte Besonderheit, die sich dann auch in Plovdiv nicht wiederholte, die Capos standen weit im Innenraum (Multifunktionsstadion mit Tartanbahn) , hatten ihre eigene Soundanlage (jeweils vier Lautsprecherboxen  auf Ständer) mit Ausrichtung zur Haupttribüne und turnten dort mit ihrem Mikrophon, statt Megaphon, vor ihren Fans rum.

Auch konnte man erkennen, welchen Einfluss die entsprechenden Fanbeauftragten hatten, als einige Fotografen gar zu nah die Fangruppen ablichten wollten, wurden diese energisch aufgefordert zu gehen. Trotzdem, oder gerade deshalb, gab es außer ein bisschen rumgepose keinerlei Ausschreitungen zwischen den Fans und niemand ist über die Zäune gemacht, obwohl dies nicht wirklich problematisch gewesen wäre. Selbst als man einen kleinen Brand löschen musste, der durch das abrennen gegnerischer Fanutensilien vor der Levski Kurve entstanden war und man deutlich sah, dass der Zaun offen war, ist die Situation nicht eskaliert.


Das Spiel selbst war schnell entschieden, die Mannschaft vom ZSKA spielte wesentlich bissiger und führte schon zur Halbzeit mit 3:0. In der zweiten Halbzeit traf dann "Wir brauchen nicht mehr" auf "Wir können nicht mehr" und ist daher keiner Erwähnung wert. Während Mannschaft und Fans des ZSKA feierten, ließen sich dann auch die Levski Spieler bei Ihren Fans sehen. Diese hatten trotz besagtem frühzeitigen 0:3 aus ihrer Sicht die Mannschaft bis zum Schluss unterstützt. Jetzt aber gab es ein riesen Pfeifkonzert und diverse Schimpfkanonaden, zum Glück auf bulgarisch, so dass ich diese hier nicht zitieren kann. Die Spieler aber waren sich wohl ihres schlechten Spieles bewusst und taten nicht so, als verstünden sie nicht, warum ihre Fans so enttäuscht sind. Damit war dann dieses Spiel Geschichte und wir sind dann so ziemlich als Letzte auf unserem Levski Tribünenbereich aus dem Stadion.

Eines muss ich aber trotzdem noch los werden, weil ich es bei beiden Spielen gesehen habe und somit davon ausgehe, das es immer so ist. Ich behaupte schon, das ich ein tolleranter Mensch bin und andere Länder, andere Sitten ist für mich völlig logisch und gut ist, aber das gesehene empfinde ich schon nah an der Schmerzgrenze. Was man so im Stadion zu sich nimmt, ist natürlich länderspezifisch. In Deutschland die gute alte Bratwurst, oder auch Steak, ganze Eintöpfe oder Nudeln, auch Fischbrötchen und kalte Knacker waren schon dabei. Wenn es da in Bulgarien so ist, dass man traditionell Sonnenblumenkerne isst, dann habe ich das nicht zu kommentieren. Das ich es trotzdem tue, liegt auch nicht an dem was, sondern wie man isst. So ist man umlagert, von einer ständig in die Tüten greifenden, Schalen ausspukenden Menschenmaße. Nach dem Spiel ist alles innerhalb des Spukbereiches mit Schalken vollgemüllt. Sorry, liebe Bulgaren, das geht  gar nicht und vielleicht fällt euch ja noch etwas Besseres ein (zum Beispiel Sonnenblumenkerne schon ohne Schale).

Aber zurück zum weiteren Tagesablauf und der sah nun die Rückkehr zum Hotel vor. Eigentlich hatten wir einen gemütlichen Weinabend verabredet, nach der üblichen Diskussion ob ein Wein trocken oder süß
sein sollte. Das hätte man natürlich mit der Beschaffung entsprechender Getränke im Supermarkt realisieren können. Viel besser, wenn auch teurer, ist es aber in einem entsprechenden Ambiente. Nach einem Tipp unserer Hotelrezeption ging es daher zu einem unweit des Hotels gelegenen traditionellen bulgarischen Restaurant. Ich weiß leider nicht mehr die Straße (der Name des Restaurants lautete wohl Kashtite), aber wer es nachvollziehen will, von der Lions Bridge in Richtung Bahnhof bis zur ersten Ampel, dann links und keine 30 Meter, da ist besagtes Restaurant. Wirklich gemütlich und touristisch ursprünglich, mit traditioneller Livemusik, auch wenn es immer irgendwie auch russisch oder griechisch klang. Da wir schon gegessen hatten, kann ich die Küche nicht beurteilen (sah aber gut aus, was so an mir vorbei kam),  aber richtig gemütlich haben wir uns unsere gute Flasche Wein (50 Lewa, gibt aber auch billigeren) schmecken lassen. Damit war auch dieser Tag über die Bühne gegangen und für den nächsten Tag war Plovdiv auf dem Plan.


SONNTAG - 20. Oktober 2013

Nach einem Frühstück gegen 8:30 Uhr und dieses mal in der Variante "English" mit Ei, Schinken und Toast ging es zum Busbahnhof, Abfahrt sollte 10:00 Uhr sein. Dort angekommen ging aber erst einmal die Sucherei los, was eigentlich so nicht zu erwarten war, da die vorherige Recherche auf der Website ein einheitliches, übersichtliches Layout hatte. Was einem aber im Inneren des Hauses, in dem es die Tickets zu erstehen galt, erwartete, war eher die Aneinanderreihung von kleinen Wettschaltern. Zum Glück findet man mit Englisch, Russisch und Gestik immer Jemanden, der einem weiter helfen kann, so konnten wir dann endlich auch unseren zuständigen Schalter finden und unsere Tickets für 14 Lewa erstehen. Die Fahrt selbst war unspektakulär, einzig die schönen Aussichten auf die schneebedeckten Berge des Rila Gebirges sind wohl eine Erwähnung wert.

Nach ca. zwei Stunden Fahrtzeit sind wir dann in Plovdiv angekommen und konnten auch gleich ein Plätzchen ausfindig machen, an dem man einen Kaffee (Espresso) zu sich nehmen und die Lage sondieren konnte. Dabei stellte sich heraus, dass wir gar nicht so weit vom Stadion entfernt angekommen waren und da noch genügend Zeit bis zum Spielbeginn 16:00 Uhr war, ging es zu Fuß zum Stadion. Auch heute war das Wetter wieder Bestens und so ging es gut gelaunt auf die Suche, das GPS immer unterstützend zur Hand. Angekommen am Stadiongelände und auch gleich noch genau am richtigen Eingang,

ging es auf Erkundungstour und das Erste was zwar etwas unscheinbar daherkam, sich aber dann doch als das Erhoffte herausstellte, war ein Fanshop.

So konnte dieser Programmpunkt gleich zu beginn erfolgreich abgehakt werden. Hier gab es auch gleich die Tickets fürs Spiel. Mit 10 Lewa für einen Tribünenplatz war man dabei.


Dann ging es erst einmal zum eigentlichen Stadion. So lange vorm Anpfiff war hier noch nicht viel los, der TV Sender "News 7" baute seine Übertragungstechnik auf und ein paar Leute säuberten noch die Tribünenreihen. Unserem Plan für ein paar Hopperfotos, inklusive anbringen der Fahne, stand also nichts im Wege.

So war auch dies recht schnell erledigt und wir gingen wieder zurück zum Eingang des Stadiongeländes wo es mehrere Freisitze gab. Was es nicht gab, trotz großer Auswahl, war Bier, wie uns die Verkäuferin mit Blick auf die überall rumsitzende Polizei mitteilte, aber ansonsten war es sehr entspannt und man konnte diese herbstliche Sonne in vollen Zügen genießen. Inklusive hübscher Polizistinnen.

So ca. 45 Minuten vor Spielbeginn ging es dann wieder ins Stadion, wo wir uns unsere Plätze auf der Tribüne aussuchen konnten, da es keine Platzangaben auf dem Ticket gab und konnten so zusehen, wie sich das Stadionrund langsam füllte. Wobei rund es nicht trifft, die Seite links der Haupttribüne ist nur ein Zaun, dahinter nur Feld. Auf der Gegengeraden stehen die aktiven Fans und in der rechten Kurve die Gäste. An diesem Tag hatten sich davon sage und schreibe etwa 25 von Slavia Sofia nach Plovdiv verirrt. Auch insgesamt war hier alles, im Vergleich zum Spiel am vorherigen Tag, um einige Nummern kleiner. Die größte Überraschung war wohl eine Zaunsfahne in deutscher Schrift "Gott mit uns", auch bei deutschen Vereinen schon gesehen.

Was hier damit bezweckt wurde bleibt unbekannt, mit "Reichs"adler und der Jahreszahl 1936 könnte man zwar einiges hinein interpretieren, aber das lassen wir lieber. Geschätzte 3000 Zuschauer sahen sich dann das Spiel an, das schon sehr früh in Richtung eines Sieges für Lok Plovdiv tendierte, da schon nach nicht einmal 10 Minuten Slavia nur noch 10 Mann auf dem Platz hatte und die Lok den Elfmeter zum 1:0 verwandelte. Bis zur Halbzeit konnte dies noch zum 2:0 ausgebaut werden. Nach der Pause nur ein ganz kurzes Strohfeuer für Slavia, denn auf den Anschlusstreffer wurde postwendend reagiert und so blieb es bis zum Ende beim 3:1. Supportet wurde hier von einer relativ kleinen Gruppen und das auch nicht permanent, der Rest stimmte nur zum Torfeiern ein. Es gab weder eine Choreo noch irgendwelche Pyroaktionen.

In der Halbzeitpause gab es dann noch eine Begegnung mit Jemanden, der uns erzählte, sein Sohn hätte bei unserer Loksche im Nachwuchs als Torwart gespielt. Die Welt ist ein Dorf. Und auch nach dem Spiel wurden wir noch von einigen Älteren verabschiedet, die unsere unzweifelhafte Lok Leipzig Ausstaffierung erkannt hatten. Danach verabschiedeten auch wir uns und eigentlich war geplant auf schnellstem Weg zum Busbahnhof zu gelangen und dann nach Sofia zu fahren, wo wir in unserer traditionellen Gaststätte dieses mal auch das Essen beurteilen wollten. Bei unserer Herfahrt aber war uns ein Hotel kurz vor unserer Ankunft aufgefallen, dass den Namen Leipzig trägt. Und wenn man schon in der Fremde ein Hotel mit dem Namen seiner Heimatstadt findet, dann kann man dies ja nicht einfach ignorieren, weshalb wir uns mit der Taxe zum Hotel kutschieren ließen um ein paar Fotos zu machen und noch, in einem wirklich sehr gediegenem Ambiente zu Abend gegessen haben.

Als es dann auf 20:00 Uhr zu ging, haben wir die Beine in die Hand genommen und sind zum Busbahnhof um mit dem 20:00 Uhr Bus zurück zu fahren, leider stellte sich aber heraus, dass die Kapazität des Busses nicht mit der Nachfrage an Plätzen übereinstimmte, er also schon voll war. Es war aber auch der Letzte für diesen Tag. Uff, was'n nun.
Natürlich blieb immer die Lösung sich ein Taxi zu nehmen, wäre zwar nicht gerade billig geworden, aber die Option bestand auf jeden Fall. Aber es gab ja auch noch einen Bahnhof in der Nähe und mit dem Zug müsste es doch auch nach Sofia gehen. Das wäre dann noch fast gänzlich in die Hose gegangen, weil wir zuerst in einem Zug saßen, der aus Sofia kam, aber wo ganz anders hin wollte. Zum Glück haben wir unser Versehen noch rechtzeitig erkannt und konnten so nach einiger Wartezeit unseren Zug nach Sofia besteigen. Wohl eher Bummelzug, mit 2,5h Fahrtzeit ist nachvollziehbar, warum man den Bus nehmen sollte. Aber egal, auch wir kamen irgendwann gegen Mitternacht in Sofia an, gleich mit der Taxe zum Hotel und damit der Abschluss des Tages.


MONTAG - 21. Oktober 2013

Nun also war der Abreisetag gekommen, da der Flug aber erst für 18:30 Uhr angesetzt war, blieb das Gepäck einfach im Hotel und wir haben noch einmal die Metro genutzt um in die Stadt zu fahren. Dieses mal bis zur Station "European Union", wo wir im City Center gebummelt sind und uns unsere letzte größere Mahlzeit auf bulgarischem Territorium schmecken ließen. Danach ging es zu Fuß wieder zum Park am NDK und auf Grund der herrlichen Temperaturen konnte man noch ein leckeres Eis genießen und die Seele baumeln lassen.
Der Rest ist dann recht schnell erzählt, zurück zum Hotel, Gepäck fassen, mit der Taxi zum Rekordpreis zum Flughafen, unkompliziertes Einchecken und Rückflug nach Berlin Tegel.
Hier ging es dann mit der Taxe zum Hauptbahnhof, wo wir auf Grund der Abfahrtszeit unseres Zuges noch diverse Zeit überbrücken mussten. Dann in einem alten DDR Wagon mit dem IC bis Bitterfeld und zum Glück hat der Umstieg (das Zeitfenster war nur 9 Minuten) in die Regiobahn zum Leipziger Hauptbahnhof geklappt. Dort wartete dann schon ein Bekannter meines Mitreisenden, der uns nach Hause gefahren hat.

Ich finde, es war eine interessante, alles in Allem schöne Reise, wieder zwei Lok Mannschaften die ich auf der Liste abstreichen kann und selbst das Wetter hat prima mitgespielt. Die Tour 2013 ist Geschichte und wartet auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.